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st_txt_stereotests [2023-11-12 19:22] Herbert Jägle [4.2 Definition] |
st_txt_stereotests [2023-11-14 09:08] (aktuell) Herbert Jägle |
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- | ===== 4.1 Untersuchungsziel ===== | + | ===== 5.1 Untersuchungsziel ===== |
Stereotests sollen die Befähigung zu querdisparatem Tiefensehen nachweisen und diese Eigenschaft quantifizieren. | Stereotests sollen die Befähigung zu querdisparatem Tiefensehen nachweisen und diese Eigenschaft quantifizieren. | ||
- | ===== 4.2 Definition ===== | + | ===== 5.2 Definition ===== |
Querdisparates Tiefensehen (= Stereopsis) stellt die höchstentwickelte Binokularfunktion dar. Es ermöglicht das korrekte visuelle Erkennen der räumlichen Staffelung von Objekten und gewährleistet somit Handlungssicherheit in der räumlichen Tiefe. Vom visuellen System wird hierbei der querdisparate Versatz der Netzhautbilder beider Augen von unterschiedlich weit entfernter Objekte ausgenutzt {{ : | Querdisparates Tiefensehen (= Stereopsis) stellt die höchstentwickelte Binokularfunktion dar. Es ermöglicht das korrekte visuelle Erkennen der räumlichen Staffelung von Objekten und gewährleistet somit Handlungssicherheit in der räumlichen Tiefe. Vom visuellen System wird hierbei der querdisparate Versatz der Netzhautbilder beider Augen von unterschiedlich weit entfernter Objekte ausgenutzt {{ : | ||
- | ===== 4.3 Indikation ===== | + | ===== 5.3 Indikation ===== |
Stereotests werden in der ophthalmologischen Diagnostik zum Nachweis und zur Quantifizierung von querdisparatem Tiefensehen eingesetzt. Darüber hinaus finden sie in der Eignungsbegutachtung sowie bei gutachterlichen Fragestellungen Anwendung. Stereotests sind auch bei bestimmten Simulationsformen einzusetzen, | Stereotests werden in der ophthalmologischen Diagnostik zum Nachweis und zur Quantifizierung von querdisparatem Tiefensehen eingesetzt. Darüber hinaus finden sie in der Eignungsbegutachtung sowie bei gutachterlichen Fragestellungen Anwendung. Stereotests sind auch bei bestimmten Simulationsformen einzusetzen, | ||
- | ===== 4.4 Methodik | + | ===== 5.4 Methodik |
Stets ist auf eine korrekte Untersuchungsentfernung und eine blendfreie Beleuchtung zu achten. Selbstverständlich bedarf es der adäquaten Brillenkorrektion. Es ist empfehlenswert, | Stets ist auf eine korrekte Untersuchungsentfernung und eine blendfreie Beleuchtung zu achten. Selbstverständlich bedarf es der adäquaten Brillenkorrektion. Es ist empfehlenswert, | ||
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Je nach verwendetem Testreiz kann wie folgt unterschieden werden: | Je nach verwendetem Testreiz kann wie folgt unterschieden werden: | ||
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Der Treffversuch nach Lang (10) kann als Grobtest hilfreich sein, wenn der Proband bei Flächentests versagt: Der Proband soll mit ausgestrecktem Arm eine Kugelschreiberspitze in die vom Untersucher nach oben gehaltene Öffnung eines weiteren Kugelschreibers in möglichst flüssiger Bewegung einführen. Läuft dieser Vorgang beidäugig besser ab als bei Abdecken eines Auges, so ist zumindest grobes querdisparates Tiefensehen im Nahbereich vorhanden. Der Test fällt auch bei kleinwinkligem Strabismus mit anomaler Korrespondenz noch positiv aus. | Der Treffversuch nach Lang (10) kann als Grobtest hilfreich sein, wenn der Proband bei Flächentests versagt: Der Proband soll mit ausgestrecktem Arm eine Kugelschreiberspitze in die vom Untersucher nach oben gehaltene Öffnung eines weiteren Kugelschreibers in möglichst flüssiger Bewegung einführen. Läuft dieser Vorgang beidäugig besser ab als bei Abdecken eines Auges, so ist zumindest grobes querdisparates Tiefensehen im Nahbereich vorhanden. Der Test fällt auch bei kleinwinkligem Strabismus mit anomaler Korrespondenz noch positiv aus. | ||
- | ==== 4.5.2 Stereotests mit flächigen Testobjekten ==== | + | ==== 5.5.2 Stereotests mit flächigen Testobjekten ==== |
Diese Verfahren setzen gegeneinander versetzte, flächige und kontrastreiche Konturen ein, beim Titmus- Test: Fliege, Ringe oder Tiere. Auch bestimmte Ferntests (Polatest) greifen auf dieses Hilfsmittel zurück. Sie setzen vor beide Augen phasenversetzt oszillierende Flüssigkristall- Shutterbrillen (CompuVist) oder auch Polarisationsbrillen (Pola- Test) ein. Der Kolling- Ferntest ist freisichtig und benötigt keinen Trenner. | Diese Verfahren setzen gegeneinander versetzte, flächige und kontrastreiche Konturen ein, beim Titmus- Test: Fliege, Ringe oder Tiere. Auch bestimmte Ferntests (Polatest) greifen auf dieses Hilfsmittel zurück. Sie setzen vor beide Augen phasenversetzt oszillierende Flüssigkristall- Shutterbrillen (CompuVist) oder auch Polarisationsbrillen (Pola- Test) ein. Der Kolling- Ferntest ist freisichtig und benötigt keinen Trenner. | ||
- | ==== 4.5.3 Stereotests mit randomisiert verteilten Punktmustern ==== | + | ==== 5.5.3 Stereotests mit randomisiert verteilten Punktmustern ==== |
Bei randomisierten Stereotests entsteht die wahrzunehmende Gestalt erst durch und nach der Stereoverarbeitung der dargebotenen Punktmuster. Bei den Nahtest kommen als Trenner Polarisationsbrillen (Random dot-, Titmus-, Randot- Test) oder Rot- Grün- Brillen (TNO- Test) zum Einsatz. Die Ferntest verwenden ebenfalls Polarisations- oder die oben beschriebenen Flüssigkristall- Shutterbrillen. | Bei randomisierten Stereotests entsteht die wahrzunehmende Gestalt erst durch und nach der Stereoverarbeitung der dargebotenen Punktmuster. Bei den Nahtest kommen als Trenner Polarisationsbrillen (Random dot-, Titmus-, Randot- Test) oder Rot- Grün- Brillen (TNO- Test) zum Einsatz. Die Ferntest verwenden ebenfalls Polarisations- oder die oben beschriebenen Flüssigkristall- Shutterbrillen. | ||
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Die haploskopischen Lang- und DeKa- Tests funktionieren ohne trennende Brille nach dem Zylinder- Raster- Verfahren (nach Hess). Dies erleichtert besonders bei Kindern die Untersuchung, | Die haploskopischen Lang- und DeKa- Tests funktionieren ohne trennende Brille nach dem Zylinder- Raster- Verfahren (nach Hess). Dies erleichtert besonders bei Kindern die Untersuchung, | ||
- | ===== 4.6 Fehlerquellen ===== | + | ===== 5.6 Fehlerquellen ===== |
Neben der Querdisparation werden beim Tiefensehen noch andere Hinweise genützt, insbesondere Parallaxe, Überdeckung, | Neben der Querdisparation werden beim Tiefensehen noch andere Hinweise genützt, insbesondere Parallaxe, Überdeckung, | ||
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Generell ist darauf zu achten, daß die beidseits optimale Korrektion für die gebotene Testentfernung getragen wird. Eine ausreichende, | Generell ist darauf zu achten, daß die beidseits optimale Korrektion für die gebotene Testentfernung getragen wird. Eine ausreichende, | ||
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**Titmus- Test, Random dot- Test\\ | **Titmus- Test, Random dot- Test\\ | ||
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Fangfragen sind auch bei diesem Verfahren möglich, indem man den Test um 90° dreht (kürzere Kante des Test steht parallel zur Interpupillarlinie (keine Stereo- und damit keine Objektwahrnehmung mehr möglich) oder auf den Kopf stellt (Objekte stehen auf dem Kopf, treten aber weiterhin nach vorne heraus). | Fangfragen sind auch bei diesem Verfahren möglich, indem man den Test um 90° dreht (kürzere Kante des Test steht parallel zur Interpupillarlinie (keine Stereo- und damit keine Objektwahrnehmung mehr möglich) oder auf den Kopf stellt (Objekte stehen auf dem Kopf, treten aber weiterhin nach vorne heraus). | ||
- | ===== 4.8 Befunddarstellung, | + | ===== 5.8 Befunddarstellung, |
Die Befundergebnisse sind unter Angabe der verwendeten Korrektion zu dokumentieren. | Die Befundergebnisse sind unter Angabe der verwendeten Korrektion zu dokumentieren. | ||
- | ===== 4.9 Qualitätskriterien ===== | + | ===== 5.9 Qualitätskriterien ===== |
Hier können Plausibilitätskontrollen durch Vergleiche mit Vorbefunden, | Hier können Plausibilitätskontrollen durch Vergleiche mit Vorbefunden, | ||
- | ===== 4.10 Literatur ===== | + | ===== 5.10 Literatur ===== |
- Bömer T, Gentner C, Jedynak A, Kommerell G (1993) Der Freiburger Stereotest. Zur Beurteilung des Stereosehens bei Führerscheinbewerbern. Klin Monatsbl Augenheilkd 202:511-519 | - Bömer T, Gentner C, Jedynak A, Kommerell G (1993) Der Freiburger Stereotest. Zur Beurteilung des Stereosehens bei Führerscheinbewerbern. Klin Monatsbl Augenheilkd 202:511-519 | ||
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- Stumpf K, Mallmann A (1976) Erfahrungen mit dem TNO- Stereotest. In: Berufsverband der Orthoptistinnen (Hrsg.) Orthoptik - Pleoptik, S 71-73 | - Stumpf K, Mallmann A (1976) Erfahrungen mit dem TNO- Stereotest. In: Berufsverband der Orthoptistinnen (Hrsg.) Orthoptik - Pleoptik, S 71-73 | ||
- | ===== 4.11 Gerätetabellen ===== | + | ===== 5.11 Gerätetabellen ===== |
- | [[\l|Abbildung 4.9.1]] | + | * [[ST_TAB_Distanz|Distanz]] |
+ | * [[ST_TAB_AngeboteneQuerdisparationen|Angebotene Querdisparationen]] | ||
+ | * [[ST_TAB_MerkmaleStereoferntest|Merkmale der Stereoferntests]] | ||
+ | * [[ST_TAB_MerkmaleStereonahtest|Merkmale der Stereonahtests]] | ||
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