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ns_txt_nahsehschaerfelesevermoegen [2023-11-12 18:46] Herbert Jägle [2.9 Geräteliste] |
ns_txt_nahsehschaerfelesevermoegen [2025-08-21 23:34] (aktuell) Agnes B. Renner [2.9 Geräteliste] |
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==== 2.4.1 Vergleich der Visuswerte bei Fern- und Nahblick, Plausibilitätskontrolle ==== | ==== 2.4.1 Vergleich der Visuswerte bei Fern- und Nahblick, Plausibilitätskontrolle ==== | ||
- | Die ISO 8596/8597 nimmt nur zu grundsätzlichen Fragen der Prüfung der Sehschärfe Stellung und erwähnt Entfernungen für deren Prüfung von 600 cm bis zu 25 cm. Zur Bestimmung | + | Die ISO 8596/8597 nimmt nur zu grundsätzlichen Fragen der Prüfung der Sehschärfe Stellung und erwähnt Entfernungen für deren Prüfung von 600 cm bis zu 25 cm. Zur Bestimmung |
==== 2.4.2 Trennschwierigkeiten ==== | ==== 2.4.2 Trennschwierigkeiten ==== | ||
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Zum Beispiel wäre der Fernvisus eines amblyopen Auges mit einzelnen Landoltringen noch 1,0 (MdE = 0%) und der Lesevisus nur 0,2 Birkhäusertexte (MdE = 10%), so liegt die Mitte bei der logarithmischen Abstufung (1,0 – 0,8 – 0,63 – 0,5 – 0,4 – 0,32 – 0,25 – 0,2) zwischen 0,4 und 0,5. Es wäre falsch, wie folgt zu rechnen: (1,0 + 0,2) / 2 = 0,6. Dies würde eine MdE von 0% bedeuten. Der für die Begutachtung relevante Visus kann mit 0,4 (MdE = 5%) im Gutachten bewertet werden. Ebenso kann bei parazentralen Gesichtsfelddefekten und hochgradig herabgesetzter Lesegeschwindigkeit ein Zwischenwert zwischen dem Visus mit einzelnen Landoltringen und demjenigen mit Lesetexten gewählt werden. | Zum Beispiel wäre der Fernvisus eines amblyopen Auges mit einzelnen Landoltringen noch 1,0 (MdE = 0%) und der Lesevisus nur 0,2 Birkhäusertexte (MdE = 10%), so liegt die Mitte bei der logarithmischen Abstufung (1,0 – 0,8 – 0,63 – 0,5 – 0,4 – 0,32 – 0,25 – 0,2) zwischen 0,4 und 0,5. Es wäre falsch, wie folgt zu rechnen: (1,0 + 0,2) / 2 = 0,6. Dies würde eine MdE von 0% bedeuten. Der für die Begutachtung relevante Visus kann mit 0,4 (MdE = 5%) im Gutachten bewertet werden. Ebenso kann bei parazentralen Gesichtsfelddefekten und hochgradig herabgesetzter Lesegeschwindigkeit ein Zwischenwert zwischen dem Visus mit einzelnen Landoltringen und demjenigen mit Lesetexten gewählt werden. | ||
- | Die Reihenfolge bei der gutachtlichen Prüfung sollte wie beim Fernvisus eingehalten werden (DIN 58220 Teil 3): zuerst ohne Korrektion: das voraussichtlich schlechtere Auge, dann das bessere, danach beidäugig. Dieselbe Reihenfolge wird dann mit jeweils bester Korrektion wiederholt. | + | Die Reihenfolge bei der gutachtlichen Prüfung sollte wie beim Fernvisus eingehalten werden (DIN 58220, Teil 3): zuerst ohne Korrektion: das voraussichtlich schlechtere Auge, dann das bessere, danach beidäugig. Dieselbe Reihenfolge wird dann mit jeweils bester Korrektion wiederholt. |
Kortikal bedingte, nah parazentrale Gesichtsfeldausfälle führen zu einer hochgradigen Verlangsamung der Lesegeschwindigkeit. Davon müssen kortikal bedingte agnostische Phänomene wie Alexie, Akalkulie, Agraphie oder Neglect abgegrenzt werden. Auch diese mehr zentral sitzenden Störungen können die Lesefähigkeit reduzieren oder unmöglich machen. | Kortikal bedingte, nah parazentrale Gesichtsfeldausfälle führen zu einer hochgradigen Verlangsamung der Lesegeschwindigkeit. Davon müssen kortikal bedingte agnostische Phänomene wie Alexie, Akalkulie, Agraphie oder Neglect abgegrenzt werden. Auch diese mehr zentral sitzenden Störungen können die Lesefähigkeit reduzieren oder unmöglich machen. | ||
===== 2.5 Fehlerquellen ===== | ===== 2.5 Fehlerquellen ===== | ||
- | Wegen der geringen Entfernungen von 40 bis 25 cm müssen Abweichungen von der richtigen Prüfentfernung so gering wie möglich gehalten werden (Abstand zwischen Eintrittspupille und Sehprobe). Nach der DIN 58220 Teil 3 Prüfung für Gutachten sind Abweichungen von ± 5 % maximal erlaubt: für 40 cm sind dies nur 2 cm (von 38 cm bis 42 cm) und für 25 cm nur 1,25 cm (von 23,75 cm bis 26,25 cm). Wegen des etwas größeren Toleranzbereiches ist primär der Abstand von 40 Zentimetern zu bevorzugen, obwohl diese Entfernung für jüngere Patienten nicht physiologisch ist. In diesen Fällen kann auf 33 cm übergegangen werden. Im Vergleich zum Fernvisus ist es also beim Nahvisus viel wichtiger, den Leseabstand konstant und richtig einzuhalten. Dies trifft | + | Wegen der geringen Entfernungen von 40 bis 25 cm müssen Abweichungen von der richtigen Prüfentfernung so gering wie möglich gehalten werden (Abstand zwischen Eintrittspupille und Sehprobe). Nach der DIN 58220, Teil 3 Prüfung für Gutachten sind Abweichungen von ± 5 % maximal erlaubt: für 40 cm sind dies nur 2 cm (von 38 cm bis 42 cm) und für 25 cm nur 1,25 cm (von 23,75 cm bis 26,25 cm). Wegen des etwas größeren Toleranzbereiches ist primär der Abstand von 40 Zentimetern zu bevorzugen, obwohl diese Entfernung für jüngere Patienten nicht physiologisch ist. In diesen Fällen kann auf 33 cm übergegangen werden. Im Vergleich zum Fernvisus ist es also beim Nahvisus viel wichtiger, den Leseabstand konstant und richtig einzuhalten. Dies betrifft |
Bei den angebotenen Lesetafeln ist der angegebene Abstand nicht identisch: Lesetafeln der Fa. Zeiss mit 40 cm, Birkhäusertafeln mit 30 cm, Lesetafeln der Fa. Oculus mit 30 oder 40 cm. Die „alten“, | Bei den angebotenen Lesetafeln ist der angegebene Abstand nicht identisch: Lesetafeln der Fa. Zeiss mit 40 cm, Birkhäusertafeln mit 30 cm, Lesetafeln der Fa. Oculus mit 30 oder 40 cm. Die „alten“, | ||
- | Verfärbte oder abgegriffenen | + | Verfärbte oder abgegriffene |
Die Leuchtdichte sollte wie beim Fernvisus zwischen 80 und 320 cd/m² liegen (die empfohlene Leuchtdichte in einem Büro liegt bei 300 bis 600 cd/m²), jede Blendung ist zu vermeiden. Bei presbyopen Patienten ist auf die adäquate Nahaddition für die benutzte Prüfentfernung zu achten. Bei einem Tremor des Patienten sollte der Lesetext vom Untersucher gehalten werden. | Die Leuchtdichte sollte wie beim Fernvisus zwischen 80 und 320 cd/m² liegen (die empfohlene Leuchtdichte in einem Büro liegt bei 300 bis 600 cd/m²), jede Blendung ist zu vermeiden. Bei presbyopen Patienten ist auf die adäquate Nahaddition für die benutzte Prüfentfernung zu achten. Bei einem Tremor des Patienten sollte der Lesetext vom Untersucher gehalten werden. | ||
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Wie bei der Prüfung der Sehschärfe für die Ferne müssen die physikalischen und prüftechnischen Bedingungen exakt eingehalten und auch notiert werden. Die gutachtliche Visusprüfung unterscheidet sich sehr deutlich von derjenigen, die zur Bestimmung von Brillengläsern oder für die Routinediagnostik gemacht werden. Damit ist grundsätzlich von der Verwendung von Zahlen abzuraten. Wenn in Ausnahmefällen im Krankenblatt nur ein Zahlenvisus notiert ist, so kann dieser Wert unter Vorbehalt z. B. dem Versorgungsamt zur Beurteilung der MdE mitgeteilt werden, unter Angabe der verwendeten Tafelsysteme bzw. der benutzten Optotypen. | Wie bei der Prüfung der Sehschärfe für die Ferne müssen die physikalischen und prüftechnischen Bedingungen exakt eingehalten und auch notiert werden. Die gutachtliche Visusprüfung unterscheidet sich sehr deutlich von derjenigen, die zur Bestimmung von Brillengläsern oder für die Routinediagnostik gemacht werden. Damit ist grundsätzlich von der Verwendung von Zahlen abzuraten. Wenn in Ausnahmefällen im Krankenblatt nur ein Zahlenvisus notiert ist, so kann dieser Wert unter Vorbehalt z. B. dem Versorgungsamt zur Beurteilung der MdE mitgeteilt werden, unter Angabe der verwendeten Tafelsysteme bzw. der benutzten Optotypen. | ||
- | In der englischsprachigen Literatur wird als Visuswert oft der logMAR-Wert angegeben (**M**inimum **A**ngle of **R**esolution): | + | In der englischsprachigen Literatur wird als Visuswert oft der logMAR-Wert angegeben (**M**inimum **A**ngle of **R**esolution): |
===== 2.8 Literatur ===== | ===== 2.8 Literatur ===== | ||
- | - DIN-EN ISO 8596 und 8597 " | + | |
- | - DIN 58220 " | + | - DIN 58220 " |
- | - Empfehlung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft zur Fahreignungsbegutachtung für den Straßenverkehr (2003) | + | - Empfehlung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft zur Fahreignungsbegutachtung für den Straßenverkehr (2003) |
- | - Ferris FL, Kassof A, Bresnick GH, Bailey I (1982): New visual acuity charts for clinical research. Am J Ophthalmol 94:91-96 | + | |
- | - Graef M (2004): Strategien der Visusbestimmung. Klin Monatsbl Augenheilkd 221: | + | - Graef M (2004): Strategien der Visusbestimmung. Klin Monatsbl Augenheilkd 221: |
- | - Kolling G, Höltzke P (1995) Ein neuer Silbentext zur Prüfung des Nahvisus. Ophthalmologe 92:56-60 | + | - Kolling G, Höltzke P (1995) Ein neuer Silbentext zur Prüfung des Nahvisus. Ophthalmologe 92:56-60 |
- | - Radner W, Willinger U, Obermaer W, Mudrich C, Velikay-Parel M, Eisenwort B (1998) Eine neue Lesetafel zur gleichzeitigen Bestimmung von Lesevisus und Lesegeschwindigkeit. Klin Mbl Augenheilkd 231: | + | - Radner W, Willinger U, Obermaer W, Mudrich C, Velikay-Parel M, Eisenwort B (1998) Eine neue Lesetafel zur gleichzeitigen Bestimmung von Lesevisus und Lesegeschwindigkeit. Klin Mbl Augenheilkd 231: |
- | - Richtlinien und Untersuchungsanleitungen. Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (2003) Hrsg. Gramberg- Danielsen B | + | - Richtlinien und Untersuchungsanleitungen. Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (2003) Hrsg. Gramberg- Danielsen B |
- | - Wilhelm H (2004): „Herr Doktor, wie viel sehe ich eigentlich? | + | - Wilhelm H (2004): „Herr Doktor, wie viel sehe ich eigentlich? |
- | - Hahn GA, Weismann M, Trauzettel-Klosinski S (2004) Sehschärfenprüfung im Low-vision-Bereich. Klin Monatsbl Augenheilkd 221: | + | - Hahn GA, Weismann M, Trauzettel-Klosinski S (2004) Sehschärfenprüfung im Low-vision-Bereich. Klin Monatsbl Augenheilkd 221: |
- | - Hahn GA, Penka D, Gehrlich C, Messias A, Weismann M, Hyvärinrn L, Leinonen M, Feely M, Rubin G, Dauxerre C, Vital-Durand F, Featherston S, Dietz K, Trauzettel-Klosinski S (2006) New standardised texts for assessing reading performance in four European languages. Br J Ophthalmol 90:480-484 | + | - Hahn GA, Penka D, Gehrlich C, Messias A, Weismann M, Hyvärinrn L, Leinonen M, Feely M, Rubin G, Dauxerre C, Vital-Durand F, Featherston S, Dietz K, Trauzettel-Klosinski S (2006) New standardised texts for assessing reading performance in four European languages. Br J Ophthalmol 90:480-484 |
===== 2.9 Geräteliste ===== | ===== 2.9 Geräteliste ===== | ||
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- | Vorbemerkung: | ||
* [[NS_TAB_LesetafelnInteretadressen|Internetadressen]] | * [[NS_TAB_LesetafelnInteretadressen|Internetadressen]] | ||
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+ | In den folgenden Tabellen werden Eigenschaften von verschiedenen Leseproben aufgeführt, | ||
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* [[NS_TAB_ColenbranderLesetest|Colenbrander Lesetest]] | * [[NS_TAB_ColenbranderLesetest|Colenbrander Lesetest]] | ||
- | * [[NS_TXT_LesetafelnRadner|Radner Lesetafeln]] | + | * [[NS_TAB_OculusNahleseprobe2|Oculus Nahleseprobe 2]] |
+ | * [[NS_TAB_LesetafelnRadner|Radner Lesetafeln]] | ||
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