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kb_txt_mesopischeskontrastsehenblendung [2025-08-12 10:03] Herbert Jägle [6.3.2 Arbeitsmedizinische Untersuchung] |
kb_txt_mesopischeskontrastsehenblendung [2025-08-12 18:27] (aktuell) Herbert Jägle [6.4.2 Durchführung der Begutachtung nach dem berufsgenossenschaftlichen Grundsatz G 25] |
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Als Dämmerungssehen (mesopisches Sehen) bezeichnet man den Bereich zwischen photopischen und skotopischen Sehen. Er umfasst Umgebungshelligkeiten von etwa 32 bis 0,0032 Candela pro Quadratmeter (cd/m²). Die visuelle Wahrnehmung ist schlechter als beim Tagessehen, vor allem steigt die Schwelle des wahrnehmbaren Kontrastes. Im Kraftverkehr tritt dieser Helligkeitsbereich in der Dämmerung und nachts im Scheinwerferkegel eines Kraftfahrzeuges auf. | Als Dämmerungssehen (mesopisches Sehen) bezeichnet man den Bereich zwischen photopischen und skotopischen Sehen. Er umfasst Umgebungshelligkeiten von etwa 32 bis 0,0032 Candela pro Quadratmeter (cd/m²). Die visuelle Wahrnehmung ist schlechter als beim Tagessehen, vor allem steigt die Schwelle des wahrnehmbaren Kontrastes. Im Kraftverkehr tritt dieser Helligkeitsbereich in der Dämmerung und nachts im Scheinwerferkegel eines Kraftfahrzeuges auf. | ||
- | Das mesopische Kontrastsehen gehört zu den kritischen Sehleistungen des Kraftfahrers. Bei der Begutachtung von Bewerbern um eine Fahrerlaubnis (Fahreignungsbegutachtung) ist die Prüfung ab 1999 nicht mehr obligat. Im Gegensatz zur Tagessehschärfe, | + | Das mesopische Kontrastsehen gehört zu den kritischen Sehleistungen des Kraftfahrers. Bei der Begutachtung von Bewerbern um eine Fahrerlaubnis (Fahreignungsbegutachtung) ist die Prüfung ab 1999 nicht mehr obligat. Im Gegensatz zur Tagessehschärfe, |
Die Prüfung des mesopischen Kontrastsehens kann ferner unter zusätzlicher Blendung durchgeführt werden, wobei die Blendung entsprechend der Situation im Straßenverkehr von links kommt. Diese Untersuchung wird als Prüfung der Blendempfindlichkeit bezeichnet, obwohl nur eine Sehleistung unter Blendung gemessen wird. | Die Prüfung des mesopischen Kontrastsehens kann ferner unter zusätzlicher Blendung durchgeführt werden, wobei die Blendung entsprechend der Situation im Straßenverkehr von links kommt. Diese Untersuchung wird als Prüfung der Blendempfindlichkeit bezeichnet, obwohl nur eine Sehleistung unter Blendung gemessen wird. | ||
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===== 6.3 Indikationen ===== | ===== 6.3 Indikationen ===== | ||
- | ==== 6.3.1 Führerscheingutachten | + | ==== 6.3.1 Fahreignungsbegutachtung |
Die neue Fahrerlaubnisverordnung (" | Die neue Fahrerlaubnisverordnung (" | ||
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===== 6.4 Methodik ===== | ===== 6.4 Methodik ===== | ||
- | ==== 6.4.1 Durchführung der Führerschein- Begutachtung | + | ==== 6.4.1 Fahreignungsbegutachtung für den Strassenverkehr |
- | Die DOG empfiehlt, die Dämmerungssehschärfe mit Sehzeichen der Visusstufe 0,1 bei einer Umfeldleuchtdichte von 0,032 cd/ m² ohne Blendung und 0,1 cd/ m² mit Blendung durchzuführen. Die Sehzeichen sind mit variablem Kontrast anzubieten, der aus historischen Gründen als Quotient aus der Sehzeichenleuchtdichte und der Umfeldleuchtdichte bezogen auf eine auf 1 normierte Sehzeichenleuchtdichte angegeben wird [[# | + | Die DOG empfiehlt, die Dämmerungssehschärfe mit Sehzeichen der Visusstufe 0,1 bei einer Umfeldleuchtdichte von 0,032 cd/m² ohne Blendung und 0,1 cd/m² mit Blendung durchzuführen. Die Sehzeichen sind mit variablem Kontrast anzubieten, der aus historischen Gründen als Quotient aus der Sehzeichenleuchtdichte und der Umfeldleuchtdichte bezogen auf eine auf 1 normierte Sehzeichenleuchtdichte angegeben wird. Auf die Möglichkeit einer Fehlermessung, |
- | )).]] | + | |
Das Blendlicht muss als Punktlichtquelle (Durchmesser maximal 20') unter einem Blendwinkel von drei Grad links von der Mitte des Sehzeichens angebracht sein und eine Hornhautbeleuchtungsstärke von 0,35 lux hervorrufen. | Das Blendlicht muss als Punktlichtquelle (Durchmesser maximal 20') unter einem Blendwinkel von drei Grad links von der Mitte des Sehzeichens angebracht sein und eine Hornhautbeleuchtungsstärke von 0,35 lux hervorrufen. | ||
- | Die Untersuchung soll in einem mäßig erhellten Raum (3 - 5 lux) stattfinden, | + | Die Untersuchung soll in einem mäßig erhellten Raum (3 - 5 lux) stattfinden, |
- | Darüber wäre es wünschenswert, | + | |
- | ))]]. Ist die Raumhelligkeit höher als die Prüfhelligkeit, | + | |
- | Um darüber hinaus Einflüsse von Lichtquellen innerhalb des Raumes zu vermeiden, sind die Geräte mit Einblickmuscheln zu versehen, die sich um den Augenbereich an die Kopfform anschmiegen. Die Einblickmuscheln sind so gestaltet, dass die Untersuchung bei Brillenträgern mit der Fernbrille durchgeführt werden kann. Auch Kontaktlinsenträger sollen ihre Linsen bei der Untersuchung tragen. | + | |
Kann die Helligkeit des Untersuchungsraumes nicht reduziert werden, ist die Adaptation dadurch herbeizuführen, | Kann die Helligkeit des Untersuchungsraumes nicht reduziert werden, ist die Adaptation dadurch herbeizuführen, | ||
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Die Durchführung der Untersuchung auf Nachtfahrtauglichkeit ist in oben zitierter Empfehlung der DOG aus dem Jahr 1999 festgelegt, in der auch die zu verwendenden Geräteparameter beschrieben werden. Nach dieser Empfehlung ist die Untersuchung nur mit Geräten durchzuführen, | Die Durchführung der Untersuchung auf Nachtfahrtauglichkeit ist in oben zitierter Empfehlung der DOG aus dem Jahr 1999 festgelegt, in der auch die zu verwendenden Geräteparameter beschrieben werden. Nach dieser Empfehlung ist die Untersuchung nur mit Geräten durchzuführen, | ||
- | //**Ohne Blendung: | + | === Nachtfahreignung === |
- | **//Umfeld: 0,032 cd/ m< | + | |
- | Kontrast: | + | |
- | 1 : 2,7 Kfz über 7,5 t, Fahrgastbeförderung, | + | |
- | 1 : 5 alle übrigen Kraftfahrzeuge | + | |
- | // | + | ^Ohne Blendung:^^ |
- | **//Umfeld: 0,1 cd/ m< | + | | Umfeld:| 0,032 cd/ |
- | Kontrast:\\ | + | | Kontrast: |
- | 1 : 2,7 Kfz über 7,5 t, Fahrgastbeförderung, | + | | | 1 : 5 alle übrigen Kraftfahrzeuge |
- | 1 : 5 alle übrigen Kraftfahrzeuge\\ | + | \\ |
- | Blendlichtquelle: | + | |
- | Blendwinkel: | + | |
- | Hornhautbeleuchtungsstärke: | + | |
- | //**Tabelle der Grenzwerte des Dämmerungssehvermögens\\ | + | ^Mit Blendung: |
- | **//(Stand 2003) | + | | Umfeld:| 0,1 cd/m< |
+ | | Kontrast:| 1 : 2,7 Kfz über 7,5 t, Fahrgastbeförderung, | ||
+ | | | 1 : 5 alle übrigen Kraftfahrzeuge| | ||
+ | | Blendlichtquelle: | ||
+ | | Blendwinkel: | ||
+ | | Hornhautbeleuchtungsstärke: | ||
+ | \\ | ||
+ | |||
+ | === Tabelle der Grenzwerte des Dämmerungssehvermögens | ||
+ | (Stand 2003) | ||
Die Nachtfahreignung ist bei folgenden Werten noch gegeben: | Die Nachtfahreignung ist bei folgenden Werten noch gegeben: | ||
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Für die Prüfung muss ein Abbruchkriterium wie bei einer Sehschärfeprüfung eingehalten werden. Drei von fünf angebotenen unterschiedlichen Testzeichen müssen richtig erkannt werden, damit die Prüfung auf dieser Kontraststufe bestanden ist. Für die kritischen Kontraststufen 1: 23, 1 : 5 und 1 : 2,7 müssen daher mindestens fünf unterschiedliche Testzeichen dargeboten werden. Es muss auch möglich sein, bei der Untersuchung eine eventuelle Nachtmyopie zu bestimmen oder zumindest auszugleichen.\\ | Für die Prüfung muss ein Abbruchkriterium wie bei einer Sehschärfeprüfung eingehalten werden. Drei von fünf angebotenen unterschiedlichen Testzeichen müssen richtig erkannt werden, damit die Prüfung auf dieser Kontraststufe bestanden ist. Für die kritischen Kontraststufen 1: 23, 1 : 5 und 1 : 2,7 müssen daher mindestens fünf unterschiedliche Testzeichen dargeboten werden. Es muss auch möglich sein, bei der Untersuchung eine eventuelle Nachtmyopie zu bestimmen oder zumindest auszugleichen.\\ | ||
- | In allen Fällen, in denen kein ausreichendes Dämmerungssehvermögen und/oder eine zu große Blendempfindlichkeit des Bewerbers bestehen, ist er darüber aufzuklären, | ||
- | ==== 6.4.2 Durchführung der Begutachtung nach dem berufsgenossenschaftlichen Grundsatz G 25 ==== | + | In allen Fällen, in denen kein ausreichendes Dämmerungssehvermögen und/oder eine zu große Blendempfindlichkeit des Bewerbers bestehen, ist er darüber aufzuklären, |
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+ | ==== 6.4.2 Begutachtung nach dem berufsgenossenschaftlichen Grundsatz G 25 ==== | ||
Die Bestimmung der Dämmerungssehschärfe nach G 25 erfolgt in gleicher Weise wie beim Führerscheingutachten. Es sind für verschiedene innerbetriebliche Aufgaben zwei Anforderungsstufen festgelegt. Unter der Bezeichnung " | Die Bestimmung der Dämmerungssehschärfe nach G 25 erfolgt in gleicher Weise wie beim Führerscheingutachten. Es sind für verschiedene innerbetriebliche Aufgaben zwei Anforderungsstufen festgelegt. Unter der Bezeichnung " | ||
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==== 6.9.1 Geräte, welche die Untersuchungsbedingungen der DOG erfüllen ==== | ==== 6.9.1 Geräte, welche die Untersuchungsbedingungen der DOG erfüllen ==== | ||
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- | [[# | ||
Von den zurzeit erhältlichen Geräten zur Bestimmung der Dämmerungssehschärfe und der Blendempfindlichkeit erfüllen das | Von den zurzeit erhältlichen Geräten zur Bestimmung der Dämmerungssehschärfe und der Blendempfindlichkeit erfüllen das | ||
- | - [[# | + | - Binophor,\\ |
- | - [[# | + | - Oculus |
- | - [[# | + | - Binoptometer4P\\ |
- | - [[# | + | - Rodensstock |
- | - [[# | + | - Vistec |
- | die Kriterien der DOG (siehe Abschnitt [[# | + | |
+ | die Kriterien der DOG (siehe Abschnitt [[# | ||
Keines der Geräte verfügt über eine Vorrichtung, | Keines der Geräte verfügt über eine Vorrichtung, | ||
**Spezifikationen für Mesotest II (Oculus) und das Nyktometer 500 (Rodenstock): | **Spezifikationen für Mesotest II (Oculus) und das Nyktometer 500 (Rodenstock): | ||
- | **Beide Gerätetypen arbeiten mit an den Kopf anschmiegsamen, | + | **Beide Gerätetypen arbeiten mit an den Kopf anschmiegsamen, |
+ | Einhaltung der Beleuchtungsbedingungen garantiert. Die Muscheln sind so groß, dass auch Brillenträger bei der Untersuchung ihre Brille auflassen können.. Die Geräte erlauben monokulare und binokulare Prüfung, außerdem können zur Kompensation einer eventuellen Nachtmyopie Minusgläser in der Abstufung -0,5, -1,0 und -1,5 Dioptrien eingeschaltet werden. | ||
Spezifische Besonderheiten der beiden Geräte sind folgende: Beim Mesotest II ist wie bei seinen Vorgängermodellen (Mesoptometer II und Mesotest) die Möglichkeit gegeben, durch Entfernung einer Abdeckplatte auf der Rückseite des Gerätes den Test unter der Bedingung einer anscheinenden Freisichtigkeit anzubieten. Die Abdeckplatte verdeckt die Rückseite eines teildurchlässigen Spiegels, durch den der Proband, wenn er entfernt ist, sowohl den Test als auch den Raum hinter dem Gerät sieht. Der Gedanke ist, dass dabei die Gerätemyopie eingeschränkt werden könnte. Bei Verwendung des Gerätes in dieser Weise ist allerdings darauf zu achten, dass der Patient dann durch das Gerät hindurch auf eine homogene, keine Lichtquellen reflektierende Wand schaut, deren Leuchtdichte unterhalb der des jeweiligen Umfelds (siehe Abschnitt 5.4.) liegt. Das setzt voraus, dass der Raum, in dem die Untersuchung in dieser Weise stattfindet, | Spezifische Besonderheiten der beiden Geräte sind folgende: Beim Mesotest II ist wie bei seinen Vorgängermodellen (Mesoptometer II und Mesotest) die Möglichkeit gegeben, durch Entfernung einer Abdeckplatte auf der Rückseite des Gerätes den Test unter der Bedingung einer anscheinenden Freisichtigkeit anzubieten. Die Abdeckplatte verdeckt die Rückseite eines teildurchlässigen Spiegels, durch den der Proband, wenn er entfernt ist, sowohl den Test als auch den Raum hinter dem Gerät sieht. Der Gedanke ist, dass dabei die Gerätemyopie eingeschränkt werden könnte. Bei Verwendung des Gerätes in dieser Weise ist allerdings darauf zu achten, dass der Patient dann durch das Gerät hindurch auf eine homogene, keine Lichtquellen reflektierende Wand schaut, deren Leuchtdichte unterhalb der des jeweiligen Umfelds (siehe Abschnitt 5.4.) liegt. Das setzt voraus, dass der Raum, in dem die Untersuchung in dieser Weise stattfindet, | ||
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