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da_txt_dunkeladaptometrie [2025-08-12 18:39]
Herbert Jägle [7.2 Definitionen und physiologische Grundlagen]
da_txt_dunkeladaptometrie [2025-08-12 18:52] (aktuell)
Herbert Jägle [7.9 Geräteliste]
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 ==== 7.4.1 Vorbereitung ==== ==== 7.4.1 Vorbereitung ====
  
-Vor Beginn der eigentlichen Untersuchung ist zu klären, ob der Patient in den zurückliegenden 24 Stunden einer außergewöhnlichen Lichtbelastung ausgesetzt war, die die Dunkeladaptation beeinträchtigen würde (z.B. Fundusphotographie oder Messung der Fundusautofluoreszenz). Es ist weiterhin zu empfehlen, den Patienten schon vor der Dunkeladaptometrie am besten eine halbe Stunde lang einer deutlich geringeren Umgebungshelligkeit, z.B. weniger als 0,01 cd/m<sup>2</sup> auszusetzen. Die Pupille wird weitgestellt und, da ihre Durchtrittsfläche die retinale Beleuchtungsstärke beeinflußt, der Durchmesser vor und nach der Pigmentbleichung dokumentiert. Am Adaptometer ist, falls dies erforderlich ist, die Korrektion für die bestehende Meßentfernung einzusetzen.+Vor Beginn der eigentlichen Untersuchung ist zu klären, ob der Patient in den zurückliegenden 24 Stunden einer außergewöhnlichen Lichtbelastung ausgesetzt war, die Potentiell Einfluss auf die Dunkeladaptation hätte (z.B. Fundusphotographie oder Messung der Fundusautofluoreszenz). Es ist weiterhin zu empfehlen, den Patienten schon vor der Dunkeladaptometrie möglichst eine halbe Stunde lang einer deutlich geringeren Umgebungshelligkeit, z.B. weniger als 0,01 cd/m<sup>2</sup> auszusetzen. Die Pupille wird weitgestellt und, da ihre Durchtrittsfläche die retinale Beleuchtungsstärke beeinflußt, der Durchmesser vor und nach der Pigmentbleichung dokumentiert. Am Adaptometer ist, falls dies erforderlich ist, die Korrektion für die bestehende Meßentfernung einzusetzen.
  
-Die Einweisung des Patienten, sinnvollerweise anhand eines kurzen Testdurchlaufs ohne Pigmentbleichung, verbessert die Zuverlässigkeit der Antworten. Bei einfühlsamer Durchführung können bereits Kinder im Grundschulalter zuverlässig untersucht werden. Für die Qualität der erhobenen Schwellendaten ist es wichtig, daß die Versuchsperson ein konstantes Antwortkriterium beibehält, sich also weder besonders anstrengt, noch unaufmerksam wird. Weiterhin muß auf das Phänomen von Nachbildern hingewiesen und die Versuchsperson angeleitet werden, nur dann den Taster zu drücken, wenn sie relativ sicher das Aufleuchten des Testreizes beobachtet.+Die Einweisung des Patienten, sinnvollerweise anhand eines kurzen Testdurchlaufs ohne Pigmentbleichung, verbessert die Zuverlässigkeit der Antworten. Bei einfühlsamer Durchführung können bereits Kinder im Grundschulalter zuverlässig untersucht werden. Für die Qualität der erhobenen Schwellendaten ist es wichtig, daß die Versuchsperson ein konstantes Antwortkriterium beibehält, sich also weder besonders anstrengt, noch unaufmerksam wird. Weiterhin muß auf das Phänomen von Nachbildern hingewiesen und die Versuchsperson angeleitet werden, nur dann den Taster zu drücken, wenn das Aufleuchten des Testreizes sicher erkannt wird.
  
 ==== 7.4.2 Pigmentbleichung ==== ==== 7.4.2 Pigmentbleichung ====
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 ==== 7.4.3 Untersuchungsablauf ==== ==== 7.4.3 Untersuchungsablauf ====
  
-Die Position des Patienten relativ zum Adaptometer wird durch eine Positionierungshilfe (Kopf- und Stirnstütze) sichergestellt. Zur Schwellenbestimmung wird ein Testreiz 14º nasal im Gesichtsfeld angeboten. Befindet sich an dieser Stelle, an der die Dichte der Stäbchen am höchsten (Curcio et al., 1990) und die Wahrnehmungsschwelle am niedrigsten ist, ein Skotom, sollte an eine andere Stelle mit gleicher Exzentrizität ausgewichen werden. Der Abbildungsort des Testreizes auf der Netzhaut wird durch die relative Position eines roten Fixationslichts bestimmt, dessen Intensität so nachgeführt wird, daß er nicht mehr als dreimal so hell (+0,5 log) ist, wie zu seiner Wahrnehmung erforderlich wäre. Das Adaptometer muß den Testreiz in Helligkeitsschritten von 0,1 log anbieten können. Die technisch mögliche Leuchtdichte der Testreize sollte relativ zu der mittleren Endschwelle von Normalpersonen einen Bereich von 0,5 log dunkler bzw. 5 log heller umfassen. Der Testreiz sollte mindestens 3º Durchmesser haben, neutral weiß oder grün (507 nm) sein und nicht häufiger als einmal pro Sekunde für 0,1 s als Rechteck-Impuls angeboten werden. Eine einfache Unterscheidung der Zapfen- und Stäbchenantwort ist mit einem zusätzlich alternierend angebotenem langwelligen (roten) Reiz möglich, der fast auschließlich mit Hilfe der Zapfen wahrgenommen wird.+Die Position des Patienten relativ zum Adaptometer wird durch eine Positionierungshilfe (Kopf- und Stirnstütze) sichergestellt. Zur Schwellenbestimmung wird ein Testreiz 14º nasal im Gesichtsfeld angeboten. Befindet sich an dieser Stelle, an der die Dichte der Stäbchen am höchsten (Curcio et al., 1990) und die Wahrnehmungsschwelle am niedrigsten ist, ein Skotom, sollte an eine andere Stelle mit gleicher Exzentrizität ausgewichen werden. Der Abbildungsort des Testreizes auf der Netzhaut wird durch die relative Position eines roten Fixationslichts bestimmt, dessen Intensität so nachgeführt wird, daß er nicht mehr als dreimal so hell (+0,5 log) ist, wie zu seiner Wahrnehmung erforderlich wäre. Das Adaptometer muß den Testreiz in Helligkeitsschritten von 0,1 log anbieten können. Die technisch mögliche Bereich für die Leuchtdichte der Testreize sollte relativ zu der mittleren Endschwelle von Normalpersonen einen Variationsbereich von 0,5 log dunkler bzw. 5 log heller erlauben. Der Testreiz sollte mindestens ein 3º Sichtfeld haben, neutral weiß oder grün (507 nm) sein und nicht häufiger als einmal pro Sekunde für 0,1 s als Rechteck-Impuls (On-Off) angeboten werden. Eine einfache Unterscheidung der Zapfen- und Stäbchenantwort ist mit einem zusätzlich alternierend angebotenem langwelligen (roten) Reiz möglich, der fast auschließlich mit Hilfe der Zapfen wahrgenommen wird.
  
 Ein Testreiz gilt als erkannt, wenn der Patient den Signaltaster innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters (z.B. 0,1 s bis 1,5 s) betätigt hat. Mit einer Schwellenstrategie wird die Schwellenleuchtdichte, bei der 50% der Darbietungen erkannt werden, und möglichst ein Maß für die Zuverlässigkeit dieser Angabe ermittelt. Dies geschieht bis zur 3. Minute alle 30 Sekunden, bis zur 20. Minute jede Minute und anschließend alle zwei Minuten. Die Dunkeladaptationsbestimmung sollte bis zur 40. Minute fortgesetzt werden, bei sichtbarer Verzögerung der Adaptation unter Anpassung von Pausen entsprechend länger. Ein Testreiz gilt als erkannt, wenn der Patient den Signaltaster innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters (z.B. 0,1 s bis 1,5 s) betätigt hat. Mit einer Schwellenstrategie wird die Schwellenleuchtdichte, bei der 50% der Darbietungen erkannt werden, und möglichst ein Maß für die Zuverlässigkeit dieser Angabe ermittelt. Dies geschieht bis zur 3. Minute alle 30 Sekunden, bis zur 20. Minute jede Minute und anschließend alle zwei Minuten. Die Dunkeladaptationsbestimmung sollte bis zur 40. Minute fortgesetzt werden, bei sichtbarer Verzögerung der Adaptation unter Anpassung von Pausen entsprechend länger.
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 ===== 7.5 Fehlerquellen ===== ===== 7.5 Fehlerquellen =====
  
-An erster Stelle der Fehlermöglichkeiten steht die ungenügende Mitarbeit der Patienten, an die die Dunkeladaptometrie hohe Anforderungen stellt. Schlechte Motivation, fehlendes Verständnis oder Ermüdung können die Dunkeladaptometrie zu einem sinnlosen Unterfangen machen. An zweiter Stelle stehen Fehler bei der Bleichung des Sehpigments, entweder durch Änderungen der Eintrittsöffnung (Nystagmus, Blinzeln, Zukneifen der Lider, unberücksichtigte Synechien, die die Pupillendurchtrittsfläche verengen) oder durch eine vorbestehende Bleichung nach anderen Untersuchungen oder Lichtbelastungen. Bei Sprüngen in der Adaptationskurve oder unerklärlich hohen Schwellenwerten ist an ungenügende oder wechselnde Fixation zu denken (parazentrale Fixation, Nystagmus, Unaufmerksamkeit). Schließlich sei auf die Möglichkeit hingewiesen, daß das untersuchte Netzhautareal nicht repräsentativ für die durchschnittliche Funktion der Netzhaut ist, z. B. wenn im Bereich eines relativen Skotoms gemessen wurde.+An erster Stelle der Fehlermöglichkeiten steht die ungenügende Mitarbeit der Patienten, an die die Dunkeladaptometrie hohe Anforderungen stellt. Schlechte Motivation, fehlendes Verständnis oder Ermüdung können die Dunkeladaptometrie zu einem sinnlosen Unterfangen machen. An zweiter Stelle stehen Fehler bei der Bleichung des Photorezeptorpigments, entweder durch Änderungen der Eintrittsöffnung (Nystagmus, Blinzeln, Zukneifen der Lider, unberücksichtigte Synechien, die die Pupillendurchtrittsfläche verengen) oder durch eine vorbestehende Bleichung nach anderen Untersuchungen oder Lichtbelastungen. Bei Sprüngen in der Adaptationskurve oder unerklärlich hohen Schwellenwerten ist an ungenügende oder wechselnde Fixation zu denken (parazentrale Fixation, Nystagmus, Unaufmerksamkeit). Schließlich sei auf die Möglichkeit hingewiesen, daß das untersuchte Netzhautareal nicht repräsentativ für die durchschnittliche Funktion der Netzhaut ist, z. B. wenn im Bereich eines relativen Skotoms gemessen wurde.
  
 ===== 7.6 Befunddarstellung ===== ===== 7.6 Befunddarstellung =====
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 Voraussetzung für einen validen Befund ist die regelmäßige Kalibrierung des Adaptometers und die vollständige Angabe der Untersuchungsbedingungen. Die ermittelten Schwellen sollten im Logarithmus der nach der spektralen Empfindlichkeitskurve der Stäbchen (V'(λ)) gewichteten Pupillenlichtstärke erfolgen (Einheit: skotopische Troland). Diese ist das Produkt aus der (skotopischen) Leuchtdichte (cd/m<sup>2</sup>) und der Pupillendurchtrittsöffnung (mm<sup>2</sup>) und beschreibt die retinale Beleuchtung. Zu jeder Schwelle sollte eine Einschätzung der Zuverlässigkeit der Angaben und der (bevorzugt alterskorrelierte) Normbereich angeführt werden. Voraussetzung für einen validen Befund ist die regelmäßige Kalibrierung des Adaptometers und die vollständige Angabe der Untersuchungsbedingungen. Die ermittelten Schwellen sollten im Logarithmus der nach der spektralen Empfindlichkeitskurve der Stäbchen (V'(λ)) gewichteten Pupillenlichtstärke erfolgen (Einheit: skotopische Troland). Diese ist das Produkt aus der (skotopischen) Leuchtdichte (cd/m<sup>2</sup>) und der Pupillendurchtrittsöffnung (mm<sup>2</sup>) und beschreibt die retinale Beleuchtung. Zu jeder Schwelle sollte eine Einschätzung der Zuverlässigkeit der Angaben und der (bevorzugt alterskorrelierte) Normbereich angeführt werden.
  
-Es ist dringend empfehlenswert, schon während der Messung die bereits erhobenen Daten graphisch darzustellen. Dies macht es für den Untersucher einfacher, die Konsistenz der Antworten einzuschätzen, Probleme zu erkennen und, wenn möglich, zu beheben, und bei einem atypischen Verlauf den richtigen Zeitpunkt zum Beenden der Messung zu wählen. Für den abschließenden Befund empfiehlt sich eine kombinierte graphische und tabellarische Angabe der Zeiten, Schwellen und Zuverlässigkeitswerte. Neben der Schwelle während des Zapfenplateaus und der Endschwelle sollte angegeben werden, in welchem Umfang der Verlauf der Zapfen- oder Stäbchenadaptation gegenüber der Norm verzögert ist.+Es ist dringend empfohlen, schon während der Messung die bereits erhobenen Daten graphisch darzustellen. Dies erleichtert dem Untersucher die Konsistenz der Antworten einzuschätzen, die Erkennung und Behebung von Problemen und eine Anpassung der Teststrategie bei einem atypischen Verlauf der Messung. Für den abschließenden Befund empfiehlt sich eine kombinierte graphische und tabellarische Angabe der Zeiten, Schwellen und Zuverlässigkeitswerte. Neben der Schwelle während des Zapfenplateaus und der Endschwelle sollte angegeben werden, in welchem Umfang der Verlauf der Zapfen- oder Stäbchenadaptation gegenüber der Norm verzögert ist.
  
 ===== 7.7 Qualitätskriterien ===== ===== 7.7 Qualitätskriterien =====
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 ===== 7.9 Geräteliste ===== ===== 7.9 Geräteliste =====
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 +Im Folgenden wird eine Auswahl an kommerziell erhältlichen Geräten zur Dunkeladaptometrie genannt:\\
   * [[DA_GER_GoldmannWeekers]]\\   * [[DA_GER_GoldmannWeekers]]\\
   * [[DA_GER_THP]]\\   * [[DA_GER_THP]]\\