Unterschiede
Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.
da_txt_dunkeladaptometrie [2023-11-14 09:26] Herbert Jägle angelegt |
da_txt_dunkeladaptometrie [2023-11-14 09:31] (aktuell) Herbert Jägle |
||
---|---|---|---|
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
- | ====== | + | ====== |
- | ===== 6.1. Untersuchungsziel ===== | + | ===== 7.1 Untersuchungsziel ===== |
Ausgehend von einer sehr hellen Umfeldbeleuchtung prüft die Dunkeladaptometrie den Anpassungsvorgang des visuellen Systems an völlige Dunkelheit. Die Lichtempfindlichkeit wird anhand der Angaben des Patienten ermittelt, dem mit wechselnder Intensität ein Lichtreiz dargeboten wird. Die Steigerung der Lichtempfindlichkeit um mehr als den Faktor 1010 ist eine gemeinsame Leistung von Photorezeptoren, | Ausgehend von einer sehr hellen Umfeldbeleuchtung prüft die Dunkeladaptometrie den Anpassungsvorgang des visuellen Systems an völlige Dunkelheit. Die Lichtempfindlichkeit wird anhand der Angaben des Patienten ermittelt, dem mit wechselnder Intensität ein Lichtreiz dargeboten wird. Die Steigerung der Lichtempfindlichkeit um mehr als den Faktor 1010 ist eine gemeinsame Leistung von Photorezeptoren, | ||
- | ===== 6.2. Definitionen und physiologische Grundlagen ===== | + | ===== 7.2 Definitionen und physiologische Grundlagen ===== |
Dunkeladaptation ist der Anpassungsvorgang des visuellen Systems an Dunkelheit. In der Dunkeladaptometrie wird dieser Vorgang durch wiederholte Bestimmung der Wahrnehmungsschwelle untersucht. Ausgangspunkt ist eine definierte Umfeldbeleuchtung, | Dunkeladaptation ist der Anpassungsvorgang des visuellen Systems an Dunkelheit. In der Dunkeladaptometrie wird dieser Vorgang durch wiederholte Bestimmung der Wahrnehmungsschwelle untersucht. Ausgangspunkt ist eine definierte Umfeldbeleuchtung, | ||
Zeile 17: | Zeile 17: | ||
- Aus dem gleichen Grund kann eine pathologische erhöhte " | - Aus dem gleichen Grund kann eine pathologische erhöhte " | ||
- | ===== 6.3. Indikationen ===== | + | ===== 7.3 Indikationen ===== |
Die Dunkeladaptometrie leistet Hilfe bei der Diagnostik oder Verlaufskontrolle von Erkrankungen der Netzhaut mit genetischer Ursache (z.B. Retinitis pigmentosa und RP- assoziierte Syndrome, Kongenitale Stationäre Nachtblindheit, | Die Dunkeladaptometrie leistet Hilfe bei der Diagnostik oder Verlaufskontrolle von Erkrankungen der Netzhaut mit genetischer Ursache (z.B. Retinitis pigmentosa und RP- assoziierte Syndrome, Kongenitale Stationäre Nachtblindheit, | ||
- | ===== 6.4. Methodik ===== | + | ===== 7.4 Methodik ===== |
- | ==== 6.4.1. Vorbereitung ==== | + | ==== 7.4.1 Vorbereitung ==== |
Vor Beginn der eigentlichen Untersuchung ist zu klären, ob der Patient in den zurückliegenden 24 Stunden einer außergewöhnlichen Lichtbelastung ausgesetzt war, die die Dunkeladaptation beeinträchtigen würde (z.B. Fundusphotographie). Es ist weiterhin zu empfehlen, den Patienten schon vor der Dunkeladaptometrie am besten eine halbe Stunde lang einer deutlich geringeren Umgebungshelligkeit, | Vor Beginn der eigentlichen Untersuchung ist zu klären, ob der Patient in den zurückliegenden 24 Stunden einer außergewöhnlichen Lichtbelastung ausgesetzt war, die die Dunkeladaptation beeinträchtigen würde (z.B. Fundusphotographie). Es ist weiterhin zu empfehlen, den Patienten schon vor der Dunkeladaptometrie am besten eine halbe Stunde lang einer deutlich geringeren Umgebungshelligkeit, | ||
Zeile 29: | Zeile 29: | ||
Die Einweisung des Patienten, sinnvollerweise anhand eines kurzen Testdurchlaufs ohne Pigmentbleichung, | Die Einweisung des Patienten, sinnvollerweise anhand eines kurzen Testdurchlaufs ohne Pigmentbleichung, | ||
- | ==== 6.4.2. Pigmentbleichung ==== | + | ==== 7.4.2 Pigmentbleichung ==== |
Die Dunkeladaptometrie beginnt mit der Bleichung von etwa 70% des Stäbchen- und 88% des Zapfenpigments. Niedrigere Bleichungen führen zu einer undeutlicheren Ausprägung der Zapfenadaptation und des Kohlrausch' | Die Dunkeladaptometrie beginnt mit der Bleichung von etwa 70% des Stäbchen- und 88% des Zapfenpigments. Niedrigere Bleichungen führen zu einer undeutlicheren Ausprägung der Zapfenadaptation und des Kohlrausch' | ||
- | ==== 6.4.3. Untersuchungsablauf ==== | + | ==== 7.4.3 Untersuchungsablauf ==== |
Die Position des Patienten relativ zum Adaptometer wird durch eine Positionierungshilfe (Kopf- und Stirnstütze) sichergestellt. Zur Schwellenbestimmung wird ein Testreiz 14º nasal im Gesichtsfeld angeboten. Befindet sich an dieser Stelle, an der die Dichte der Stäbchen am höchsten (Curcio et al., 1990) und die Wahrnehmungsschwelle am niedrigsten ist, ein Skotom, sollte an eine andere Stelle mit gleicher Exzentrizität ausgewichen werden. Der Abbildungsort des Testreizes auf der Netzhaut wird durch die relative Position eines roten Fixationslichts bestimmt, dessen Intensität so nachgeführt wird, daß er nicht mehr als dreimal so hell (+0,5 log) ist, wie zu seiner Wahrnehmung erforderlich wäre. Das Adaptometer muß den Testreiz in Helligkeitsschritten von 0,1 log anbieten können. Die technisch mögliche Leuchtdichte der Testreize sollte relativ zu der mittleren Endschwelle von Normalpersonen einen Bereich von 0,5 log dunkler bzw. 5 log heller umfassen. Der Testreiz sollte mindestens 3º Durchmesser haben, neutral weiß oder grün (507 nm) sein und nicht häufiger als einmal pro Sekunde für 0,1 s als Rechteck- Impuls angeboten werden. (Eine einfache Unterscheidung der Zapfen- und Stäbchenantwort ist mit einem zusätzlich alternierend angebotenem roten Reiz möglich, der fast auschließlich mit Hilfe der Zapfen wahrgenommen wird.) | Die Position des Patienten relativ zum Adaptometer wird durch eine Positionierungshilfe (Kopf- und Stirnstütze) sichergestellt. Zur Schwellenbestimmung wird ein Testreiz 14º nasal im Gesichtsfeld angeboten. Befindet sich an dieser Stelle, an der die Dichte der Stäbchen am höchsten (Curcio et al., 1990) und die Wahrnehmungsschwelle am niedrigsten ist, ein Skotom, sollte an eine andere Stelle mit gleicher Exzentrizität ausgewichen werden. Der Abbildungsort des Testreizes auf der Netzhaut wird durch die relative Position eines roten Fixationslichts bestimmt, dessen Intensität so nachgeführt wird, daß er nicht mehr als dreimal so hell (+0,5 log) ist, wie zu seiner Wahrnehmung erforderlich wäre. Das Adaptometer muß den Testreiz in Helligkeitsschritten von 0,1 log anbieten können. Die technisch mögliche Leuchtdichte der Testreize sollte relativ zu der mittleren Endschwelle von Normalpersonen einen Bereich von 0,5 log dunkler bzw. 5 log heller umfassen. Der Testreiz sollte mindestens 3º Durchmesser haben, neutral weiß oder grün (507 nm) sein und nicht häufiger als einmal pro Sekunde für 0,1 s als Rechteck- Impuls angeboten werden. (Eine einfache Unterscheidung der Zapfen- und Stäbchenantwort ist mit einem zusätzlich alternierend angebotenem roten Reiz möglich, der fast auschließlich mit Hilfe der Zapfen wahrgenommen wird.) | ||
Zeile 43: | Zeile 43: | ||
Eine einfache Unterscheidung der Zapfen- und Stäbchenantwort ist mit einem zusätzlich alternierend angebotenem roten Reiz möglich, der fast auschließlich mit Hilfe der Zapfen wahrgenommen wird. | Eine einfache Unterscheidung der Zapfen- und Stäbchenantwort ist mit einem zusätzlich alternierend angebotenem roten Reiz möglich, der fast auschließlich mit Hilfe der Zapfen wahrgenommen wird. | ||
- | ===== 6.5. Fehlerquellen ===== | + | ===== 7.5 Fehlerquellen ===== |
An erster Stelle der Fehlermöglichkeiten steht die ungenügende Mitarbeit der Patienten, an die die Dunkeladaptometrie hohe Anforderungen stellt. Schlechte Motivation, fehlendes Verständnis oder Ermüdung können die Dunkeladaptometrie zu einem sinnlosen Unterfangen machen. An zweiter Stelle stehen Fehler bei der Bleichung des Sehpigments, | An erster Stelle der Fehlermöglichkeiten steht die ungenügende Mitarbeit der Patienten, an die die Dunkeladaptometrie hohe Anforderungen stellt. Schlechte Motivation, fehlendes Verständnis oder Ermüdung können die Dunkeladaptometrie zu einem sinnlosen Unterfangen machen. An zweiter Stelle stehen Fehler bei der Bleichung des Sehpigments, | ||
- | ===== 6.6. Befunddarstellung ===== | + | ===== 7.6 Befunddarstellung ===== |
Voraussetzung für einen validen Befund ist die regelmäßige Kalibrierung des Adaptometers und die vollständige Angabe der Untersuchungsbedingungen. Die ermittelten Schwellen sollten im Logarithmus der nach der spektralen Empfindlichkeitskurve der Stäbchen (V'l) gewichteten Pupillenlichtstärke erfolgen (Einheit: skotopische Troland). Diese ist das Produkt aus der (skotopischen) Leuchtdichte (cd/m²) und der Pupillendurchtrittsöffnung (mm²) und beschreibt die retinale Beleuchtung. Zu jeder Schwelle sollte eine Einschätzung der Zuverlässigkeit der Angaben und der (bevorzugt alterskorrelierte) Normbereich angeführt werden. | Voraussetzung für einen validen Befund ist die regelmäßige Kalibrierung des Adaptometers und die vollständige Angabe der Untersuchungsbedingungen. Die ermittelten Schwellen sollten im Logarithmus der nach der spektralen Empfindlichkeitskurve der Stäbchen (V'l) gewichteten Pupillenlichtstärke erfolgen (Einheit: skotopische Troland). Diese ist das Produkt aus der (skotopischen) Leuchtdichte (cd/m²) und der Pupillendurchtrittsöffnung (mm²) und beschreibt die retinale Beleuchtung. Zu jeder Schwelle sollte eine Einschätzung der Zuverlässigkeit der Angaben und der (bevorzugt alterskorrelierte) Normbereich angeführt werden. | ||
Zeile 53: | Zeile 53: | ||
Es ist dringend empfehlenswert, | Es ist dringend empfehlenswert, | ||
- | ===== 6.7. Qualitätskriterien ===== | + | ===== 7.7 Qualitätskriterien ===== |
Die Qualitätsansprüche sind dem Text und den Tabellen zu entnehmen. | Die Qualitätsansprüche sind dem Text und den Tabellen zu entnehmen. | ||
- | ===== 6.8. Literatur ===== | + | ===== 7.8 Literatur ===== |
- Alpern M (1971) Rhodopsin kinetics in the human eye. Journal of Physiology 217: 447-471 | - Alpern M (1971) Rhodopsin kinetics in the human eye. Journal of Physiology 217: 447-471 | ||
Zeile 78: | Zeile 78: | ||
- Wyszecki G und Stiles WS (1982) Color Science: Concepts and methods, quantitative data and formulae (2nd edition). John Wiley & Sons, New York: 588-590 | - Wyszecki G und Stiles WS (1982) Color Science: Concepts and methods, quantitative data and formulae (2nd edition). John Wiley & Sons, New York: 588-590 | ||
- | ===== 6.9. Geräteliste ===== | + | ===== 7.9 Geräteliste ===== |
Folgende kommerziell erhältliche Geräte zur Dunkeladaptometrie sind bekannt: | Folgende kommerziell erhältliche Geräte zur Dunkeladaptometrie sind bekannt: | ||
Zeile 88: | Zeile 88: | ||
- SST-1: Scotopic Sensitivity Tester (Fa. LKC Technologies, | - SST-1: Scotopic Sensitivity Tester (Fa. LKC Technologies, | ||
- | Tabelle | + | Tabelle |
- | **Tabelle | + | **Tabelle |
^ ^ ^ ^Goldmann- Weekers ^Tübinger Hand- Perimeter^TAG Dunkeladaptationsbrille^ | ^ ^ ^ ^Goldmann- Weekers ^Tübinger Hand- Perimeter^TAG Dunkeladaptationsbrille^ |